MPN Zug - Leben mit myeloproliferativen Neoplasien
MPN Zug ist der Podcast über myeloproliferative Neoplasien im Fokus von essentielle Thrombozythämie, Polycythaemia Vera und Myelofibrose. Bei uns sprechen Betroffene Experten, Patienten und Angehörigen offen und positiv über MPN.
MPN Zug - Leben mit myeloproliferativen Neoplasien
Folge 8: Klinische Studien verstehen und nutzen
Patient:innen werden oft mit dem Begriff "klinische Studien" konfrontiert. Doch was bedeuten deren Ergebnisse und was sagen sie konkret über Themen, wie z.B. Medikamentensicherheit aus?
In dieser Folge des MPN Zugs interviewt Enrica Valentini, selbst MPN Patientin, Prof. Heinz Gisslinger von der MedUni Wien. Prof. Gisslinger und klärt darüber auf wie MPN Patient:innen die Ergebnisse klinischer Studien verstehen und für sich nutzen können und bringt das komplexe Thema in einfachen Worten auf den Punkt.
EV=Enrica Valentini:
HG= Heinz Gisslinger
0:00 EV
Ich darf Herrn Professor Gisslinger heute wieder herzliches begrüßen, ich bin Enriqua Valentini auch äh eine erkrankte an polycythemia vera und ich bin sehr geehrt, dass ich dieses Gespräch mit Herrn Professor führen darf. Wir werden über klinische Studien sprechen und ich werde Herrn Professor bitten eine Sprache zu verwenden die für uns alle leihen verständlich ist und ich hoffe, dass der Herr Professor dafür Verständnis hat. Darf ich gleich zur ersten Frage übergehen?
Was ist eine klinische Studie?
0:47 HG
Zur nächst einmal, herzliches Grüß Gott es freut mich, dass ich hier eingeladen bin zu diesem Podcast äh ich bin Heinz Gisslinger nach wie vor an der Medizinischen Universität äh in Wien tätig äh auf der Abteilung für Hämatologie und Hämostaseologie und beschäftige mich äh mittlerweile wirklich schon seit Jahrzehnten mit dem Gebiet der Myeloproliferative Neoplasien und damit zu ihrer Frage äh wir haben schon Frühzeit begonnen an internationalen Studien teilzunehmen einer der ersten und wichtigsten Studien war äh eine sogenannte Doppelblinde Randomisierte Studie äh zur Prüfung ob Aspirin äh bei Patientinnen und Patienten mit polycythemia vera einen Vorteil hat im Vergleich zum Placebo.
Was ist so eine Studie? Eine Studie äh ist dazu da um äh üblicherweise Medikamente zu prüfen äh ob bestimmte Medikamente für bestimmte Erkrankungen einen Vorteil haben oder nicht. Diese Medikamente müssen bevor sie generell zur Zulassung kommen, dass heißt eine allgemeine Empfehlung zur Verwendung bei bestimmten Erkrankungen von der Behörde bekommen entsprechend geprüft werden, eben im Rahmen solcher Klinischer Studien. Und hier gibt es verschiedene Phasen der klinischen Studien. Eine Phase 1 Studie wo grundsätzlich die Verträglichkeit von bestimmten äh Medikamenten in der Anwendung an Menschen geprüft wird, hier wird auch nachgeschaut wie hoch die Dosis dieses bestimmten Medikaments seien darf, bevor es zur irgendwelchen bedenklichen Nebenwirkungen kommt, dass sind immer freiwillige Personen üblicherweise in dieser Phase 1 Studie äh jene Personen die, wo man voraussetzen kann, dass auch wenn Nebenwirkungen auftreten keine, kein, kein bedrohlicher Schaden entsteht beziehungsweise kein bleibender Schaden entsteht , wenn dann äh die Dosis äh dieses bestimmten Medikaments ausgelotet ist als die höchsttolerante oder zumutbare Dosis, dann geht man zur Phase 2 Studie über hier wird geprüft ob öh dieses bestimmte Medikament einen bestimmten Vorteile für diese Erkrankung hat grundsätzlich ob sich die Erkrankung mit diesem Medikament in der mittlerweile evaluierten also ausprobierten, gut verträglichen Dosis äh wirksam ist und über einen gewissen Zeitraum gegeben werden kann. Wenn dass der Fall ist dann prüft man dieses Medikament in einer in ,im Rahmen einer sogenannten Phase 3 Studie, dass ist dann die Studie, wenn dann positiv ausgeht für das Medikament zur Zulassung durch die Behörden üblicherweise in Europa, durch die europäische Arzneimittel Behörde äh geht und ob dieses Medikament dann für diese bestimmte Erkrankung zugelassen wird. Dieses Medikament also ein neues Medikament wird geprüft in diesen Phasen 3 Studien gegen die Standard Therapie das heißt das neue Medikament muss besser sein, besser wirksam sein, besser verträglich sein um die Zulassung für die Behandlung für dieser bestimmte Erkrankung zu bekommen und eben im Rahmen dieser ersten Phase 3 Studie bei der polycythemia vera, das war ein Investigator-Initiated-Study das heißt von den Behandlern von den klinischen Forschern ausgehend nicht von einer Pharmafirma, weil es ging um das Aspirin, das Aspirin ist ein üblicherweise leicht erhältliches Präparat, dass ist das gleiche wie Aspro aber dieses Aspirin wurde in einer fünftel Dosis vom üblichen Aspro angewendet in dieser randomisierten Studie bei polycythemia vera Patienten und das war natürlich für die Pharmaindustrie nicht so interessant wohl aber für unsere Patientinnen und Patienten aber auch natürlich für uns klinische Forscher ist es besser Aspirin in einer so niedrigen Dosis damals 81 Milligramm jetzt 100 Milligramm bei uns verfügbar ähm im vergleich zum Placebo als zu einem leeren Medikament also leeren Pulver wo kein Medikament drinnen war und da hat sich eindeutig herausgestellt in dieser Studie, dass das Aspirin besser ist um Thrombosen sowohl Ätheral also Herzinfarkte, Schlaganfälle Schaufensterkrankheiten zu vermeiden im Vergleich zu keinem Medikament also nur zu einem leeren Medikament und das war eine sehr interessant Studie, sehr interessante Ergebnisse weil, dass nicht von vornhinein klar war und wenn dann so eine Studie ganz ein eindeutiges Ergebnis erbringt das eine Medikament besser ist als gar nichts hier eben das Placebo, dann äh hat sich die damit die Therapie mit Aspirin bei Patientinnen und Patienten mit polycythemia vera etabliert vorausgesetzt natürlich, dass keine Kontraindikationen also keine von vornherein bekannten Überempfindlichkeit gegenüber von diesen Aspirin bestehen und seit dieser Studie die ist dann auch ganz äh prominent publiziert worden im „New England Journal of Medicin“ ist es Standard das Aspirin es für alle Patientinnen und Patienten mit polycythemia vera von vornherein angewendet wird dieses Beispiel, Beispiel einer sogenannten Firmen unabhängig durchgeführten also Pharmafirma unabhängig durchgeführten randomisierten Doppelblind, randomisierten Studie ist eben das klassische Beispiel wie eine neues hier das Aspirin altes Medikament neu eingeführt wird als Standradtherapie für eine, für die Therapie einer bestimmten Erkrankung hier im Falle der polycythemia vera grundsätzlich ist es eben extrem wichtig klinische Studien in einem kontrollierten Setting durchzuführen um eindeutig den Vorteil oder Nichtvorteil einer neuen Substanz Gruppe zu testen unter üblicherweise kommen diese neuen Substanzen erst in den Umlauf werden unsere Patientinnen und Patienten erst dann mit solchen neuen Medikamenten konfrontiert wenn man ziemlich sicher kann, dass dieses neue Medikament einen Vorteil bringt im Gegensatz zu dem bisher verwendeten ansonsten würden sich auch für die jenigen die, diese Studien finanzieren durchführen auch gar nicht auszahlen so etwas zu probieren, wenn man nicht mit einer bestimmten Wahrscheinlichkeit voraus sagen kann, dass so ein neues Medikament zum einem zusätzlichen Vorteil für unsere Patientinnen und Patienten ist. Ansonsten wenn man von vornherein Ausgangs Situation hat äh überlegt man sich natürlich auch von Seiten der Sponsoren der durchführenden so einer Studie diese Studie überhaupt zu beginnen und anderseits, wenn man von vornhinein weiß das so ein Medikament gar nicht zum Vorteil ist für unsere Patientinnen und Patienten, dann ist da ein zusätzlicher Schutzmechanismus eingebaut nämlich die Ethikkommission durch die alle Studienprotokolle laufen müssen, also die Ethikkommission schaut ob überhaupt so ein Medikament von Vorteil sein kann, anhand der bisherigen Untersuchungen von diesen neuen Medikamenten, wenn das nicht der Fall ist, dann ist so eine Studie, so ein Studienprotokoll als unethisch als nicht durchführbar disqualifiziert und kann dann nicht durchgeführt werden. Auch ist es Voraussetzung, dass von vornherein statistische Untersuchgen gemacht werden also man berechnet die Wahrscheinlichkeit wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass überhaupt ein plausibles Ergebnis herauskommt nach so einem Vergleich, nach so einer Studie wenn diese Berechnung äh Modifikation nicht konklusiv genug ist äh kann die Ethikkommission nach fordern weitere statische Berechnungen beziehungsweise kann die Ethikkommission auch von vornherein solche die Durchführung solcher Studien ablehnen. Das heißt es besteht eine große Sicherheit für unsere Patientinnen und Patienten äh , dass sie nicht mit unnötigen Zeug belastet werden, sondern mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit hier etwas neues auf uns zukommt, dass eine zusätzliche Verbesserung der Behandlung der bestimmten Erkrankungen mit sich bringt.
11:47 EV
Das war eine unglaubliche, umfassende Erklärung. Darf ich noch fragen wie lange dauert so eine Studie?
12:00 HG
Das kommt immer auf das Studiendesign drauf an äh, wie hoch zum Beispiel der Unterschied ist ähm der besseren äh Wirksamkeit des neuen Medikaments im Vergleich zu den bisher verwendeten Medikamenten, wenn dieser Unterschied sehr groß ist dann braucht man ähm aufgrund der statistischen Berechnungen natürlich weniger Patientinnen und Patinen um zu zeigen, dass der Vorteil auch statistisch Signifikat ist wenn der Unterschied zu den bisher dagewesen Medikamenten nicht so groß ist, dann braucht man mehr Patientinnen und Patienten und üblicherweise natürlich auch eine bestimmte Zeit der Behandlung sodass man die Verbesserung der Erkrankung entsprechend beobachten kann. Bei den Myeloproliferativen Erkrankungen also bei der polycythemia vera bei der essentiellen thrombozythämie aber auch bei der myelofibrose dass sind eher chronische Erkrankungen wo sich Veränderungen nicht so schnell einstellen, da muss man mindestens einer Behandlungsdauer von 1 oft 2,3 Jahren, 4 Jahre rechnen, dass man einen Unterschied findet und natürlich hat man oft, ergibt sich dann eine Zahl von Patientinnen und Patienten die in so eine Studie eingeschlossen werden, Hausnummer zum Beispiel 250 Patienten oder 300 Patienten ein Teil dieser Patienten bekommt.
13:43 EV
Husten, Sorry husten
14:05 EV
Ich glaube es geht schon
14:08 HG
Also die Berechnung dieser Patientenzahl ergibt sich immer oder die, das Resultat der erforderlichen Patienten für so eine Studie ergibt sich immer aus den Berechnungen des Unterschiedes der zur erwarten ist von der neuen Substanz im vergleich zu den bisher etablierten Standardtherapie „Prosie Choice(Ich höre das erste Wort nicht raus)“ ähm vorgangsweise. Aber üblicherweise sind das für neue Substanzen zum Beispiel bei der myelofibrose äh 200 bis 250 Patientinnen und Patienten Patientinnen und Patienten und es ist so dass die Zahlen der Patienten natürlich nicht sehr hoch sind, weil wir hier mit einer relativ sehr seltenen Erkrankungsgruppe zu tun haben, um es kurz zu machen üblicherweise dauern diese Studien für die, die Rekrutierung also für den Einschluss von neuen Patientinnen und Patienten ca. 3 Jahre und dann kann man sagen die Behandlungsdauer mindestsens 1 Jahr, wenn nicht länger also üblicherweise bis die Studie fertig ist die Ergebnisse auf dem Tisch liegen kann man schon 5 Jahren rechnen. Das heißt solange dauert es bis ein neues Medikament von den ersten Studientag bis äh zu dem Vorliegen der Studienergebnisse entwickelt werden muss und dann äh werden diese Studienergebnisse erst der Behörde vorgelegt, die braucht dann wieder eine bestimmte Zeit um äh die Ergebnisse zu prüfen und dann zu Begutachten und in Beschlüsse zu fassen ob dieses bestimmte Medikament zugelassen werden soll oder nicht. Also 5,6 Jahre muss man rechnen wenn ein Medikament aus dem Labor aus den Tierversuchen in klinische Studien geht und dann ähm Phase, sogenannte Phase 3 Studie beginnen also eine lange Dauer bis sich dieser medizinischer Vorschritt quasi in die Routine Behandlung unserer Patientinnen und Patienten übersetzt.
16:26 EV
Also das heißt die Risiken der Teilnahme an dieser klinischen Studie sind praktisch auf 0 reduziert?
16:35 HG
Man kann sagen die Risiken der Teilnahme an solchen klinischen Studien sind minimal. Ich würde nicht sagen auf 0 reduziert es ist immer so, wenn etwas neues gemacht wird ist das Risiko natürlich etwas größer wie wenn etwas althergebrachtes verwendet wird das althergebrachte ist in seiner Nebenwirkungen natürlich besser bekannt und das neue hat die Chance muss einer besseren Wirksamkeit aber natürlich ist das Risiko auch bei einer neuen Substanz etwas größer also man hat ein bisschen ein größer Risiko aber auch deutlich größere Chancen, dass die Behandlung, die Erkrankung besser behandelt werden kann. Das ist wie sonst im Leben ein größerer Benefit wie in der Finanzwelt kann man das gut vergleichen, ist auch natürlich mit einem etwas größeren Risiko assoziiert.
17:40 EV
Das heißt diese Untersuchungen erstrecken sich doch über etliche Jahre. Wie schaut es da aus, wenn die Patientinnen und Patienten doch wenige sind und verteilt auf ganz Österreich, wie schaut es dann aus den Reisekosten, Parkgebühren oder einer Kinderbetreuung gibt es eine Form der Erstattung dieser Spesen?
18:00 HG
Ja es ist so, dass üblicherweise die Patientinnen und Patienten in klinischen Studien eine viel größere Aufmerksamkeit ähm quasi erwarten dürfen in den behandelten Zentren, weil natürlich die Beobachtung der Krankheitsaktivitäten von Studienpatienten engmaschiger ist mit größerer Aufmerksamkeit verfolgt werden, diese Beobachtungen alle samt auch entsprechend Dokumentiert werden müssen, also dass ist der große Vorteil die Krankheitsaktivität erfordert sozusagen wird mit viel größerer Aufmerksamkeit, weil auch mehr Personal für Studienpatienten verfolgt das ist das eine. Das andere ist, die Kosten für die Visiten, wenn Patientinnen und Patienten von weither kommen werden üblicherweise im Rahmen solcher Studien abgegolten. Kinderbetreuung das haben bisher wir, weil das hauptsächlich eine etwas älteres Klientel ist nicht gehabt, so dass hier für die Kinderbetreuung hier eigentlich nicht gesorgt ist aber Reisekosten werden üblicherweise durch den Sponsor von solchen Studien ersetzt.
19:34 EV
Also das heißt, wenn ich an dieser Studie teilnehme, habe ich eine bevorzugte Behandlung, weil eben das interesset für alle Kollegen die in diesem spezifischen Bereich arbeiten sehr groß ist, nicht? Also verständlich und ähm aber als Patient welche Möglichkeiten habe ich, dass ich mal in Erfahrung bringe kann, dass es so etwas gibt, dass es solche Studien gibt und wo ich sagen kann: „Ich will daran teilnehmen.“
20:14 HG
Ja, da hat sich die Situation in den letzten Jahren eigentlich stark verbessert. Hier muss man auch sagen, dass die Selbsthilfegruppen ähm extrem großen Fortschritt mitgebracht haben hier in Österreich haben eine sehr aktive und extrem gut funktionierende Selbsthilfegruppe auch international gibt es zunehmend besser organisierte und vernetzte Selbsthilfegruppen die natürlich besten Informiert sind über die Studienlage über die neuen Medikamente und auch natürlich über die Zentren äh welche Studien, in welchen Zentren laufen und wo man mit dieser bestimmten Erkrankung hingehen soll. Der Vorteil für Studienpatientinnen- und Patienten ist auch das sie üblicherweise mit Kolleginnen und Kollegen also Ärztinnen und Ärzten konfrontiert sind die sich mit diesen Fachgebiet intensiv auseinandergesetzt haben und auseinander setzen und natürlich sehr gut Informiert sind über alle möglichen ähm Komplikationen, Symptomen im Rahmen von solchen Erkrankungen und natürlich im Management entsprechend Erfahrungen haben mit dieser Erkrankungsgruppe.
21:39 EV
Wenn diese Therapie im Rahmen der Studie bei mir anschlägt, darf ich sie auch nach Abschluss der Studie weiterführen?
21:47 HG
Üblicherweise ist es schon der Fall also wenn eine sehr wirksame Substanz im Rahmen der Studie gegeben wird so ist es meistens so, dass ähm über einen längeren Zeitraum ähm der Verabreichung dieser neue Medikamente dieses Medikament nicht abgesetzt wird, sondern wenn es noch nicht zugelassen ist für einen geraumen Zeitraum von den Sponsor dann zur Verfügung gestellt wird und meistens dauert es auch nicht allzu lange ähm bis diese Substanz dann zugelassen ist, so dass man sie auch verschreiben kann. So ist dasgewesen zum Beispiel bei den JAK-2-Inhibitoren beim ersten JAK-2-Inhibitor zur Behandlung der myeliofibrose also hier ist keine einzige, kein einziger Patient ohne diese Substanz geblieben bevor diese Substanz dann verschrieben werden konnte und dass ist ein Beispiel wie das üblicherweise gehandhabt wird.
22:53 EV
Also das heißt, dass nach Abschluss der Studie ich weiter behandelt werden darf?
23:01 HG
Üblicherweise also das kann man nicht zu 100% versprechen ähm, weil es gibt manche Substanzen die sich vielleicht im Einzelfall extrem gut durchsetzen es aber nicht schaffen quasi, dann rasch eine Zulassung zu bekommen und hier muss man dann gelegentlich auf ersetz Substanzen, ähnliche Substanzen die vielleicht schon zugelassen sind ausweihen aber üblicherweise, wenn eine Substanz sehr gut funktioniert ähm kann sie dann weiter verabreicht werden, weil man niemals einen Patienten und eine Patientin quasi im Regen stehen lassen kann ohne eine wirksame Therapie.
23:53 EV
Also das ähm das hilft sehr weiter, ihre Worte helfen sehr viel weiter und wie sieht es dann aus mit meiner Medizinischen Versorgung, wenn ich die Teilnahme an dieser Studie abbreche oder abbrechen muss?
24:12 HG
Ja das ist so, dass es natürlich immer evaluiert wird was ist der Vorteil und was sind dann die Nachteile dieser bestimmten Studiensubstanz und dass wird eigentlich bei jeder Visite evaluiert meistens dass überhaupt keine Frage, wenn man den Fortschritt sieht durch die Studiensubstanz, wenn es aber ein bisschen in eine Situation geht, wo man nicht sicher ist, dass der Vorteile dieser so bestimmten Substanz noch gegeben ist ähm, dann wird natürlich im Rahmen der Routine-Therapie weiter behandelt natürlich im selben Zentrum und die Patientin und der Patient erhalten natürlich die selbe Aufmerksamkeit wie im Rahmen der Studie, weil es auch notwendig ist Patientin und Patienten nach Abbruch solcher Studienmedikationen entsprechend nach zu beobachten.
25:13 EV
Also das heißt solange ich teilnehme an der Studie, bin ich im universitären Bereich wie schaut es dann aus, wenn ich zu meinem persönlichen, zu meinen eigenen Arzt gehe? Kann er mir dann ähnliche Medikamente oder die selben Medikamente verschreiben?
25:36 HG
Na, dass ist nur möglich wenn solche Studie Medikationen dann schon zugelassen sind und dass ist ein gewisses Problem auch wenn diese neuen Medikamente dann zugelassen sin durch die Europäische Arzneimittelbehörde zum Beispiel ist es wichtig, dass diese für die bestimmte Erkrankung zugelassene Spezialität neu zugelassene Spezialität auch von den Krankenversicherungen bezahlt werden und dann ist dass eine 2 Sache. Hier sind wir in Österreich üblicherweise recht gut dran, in Österreich werden solche neue Medikamente ah auf individueller Basis üblicherweise relativ rasch zugelassen es ist natürlich entsprechend zu rechtfertigen vom behandelten Arzt das diese neue bestimmte Substanz einen entsprechenden Vorteil mit sich bringt die Krankenkassen wehren sich üblicherweise dagegen weil diese neuen Substanzen natürlich viel teurer sind als das bisher dagewesen, weil da natürlich eine äh große äh ein großer Aufwand an entwicklungskosten besteht die natürlich äh im Rahmen dann der Routineanwendung für die Pharmaindustrie wieder hereingespielt werden müssen und da, der Behandler, die Behandler in muss natürlich gut rechtfertigen können, dass dieses neue Medikament notwendig ist. Das ist üblicherweise nur in einem Zentrum möglich äh nicht üblicherweise vom äh niedergelassenen Arzt es sei denn, die niedergelassene Ärzte bei uns auch relativ selten der Fall sind, sind entsprechende Experten im Hinblick auf die Behandlung dieser Erkrankung.
27:43EV
So und, dass ist jetzt ein, ein hypothetischer Fall wenn der Patient mit dieser im Rahmen der Studie mit diesem neuen Medikament äh gute Ergebnisse erreicht und die Pharmafirma beschließt dass sie diese Studie unterbricht. Gibt es sowas? Gibt es so eine Situation?
28:05 HG
Des auch, dass eine Studie unterbrochen wird einerseits weil man drauf kommt, dass die Substanz nicht so gut ist und des sich nicht auszahlt das weiter zu machen beziehungsweise keine neuen Patientinnen und Patienten mit dieser Studie belästigt, belastet mit dieser Substanz belästigt, oder belastet werden das ist die eine Möglichkeit, dass kommt nicht so selten vor und die zweite Möglichkeit ist, dass die Substanz so gut ist, äh dass man frühzeitig ohne äh die berechnete Zahl an Patientinnen und Patienten die im Rahmen der Studie äh für die Behandlung äh vorgesehen waren, erfüllt werden. Das heißt wenn zum Beispiel 200 Patienten und Patientinnen geplant waren mit dieser neuen Substanz behandelt zu werden im Rahmen der Studie und es stellt sich nach 100 Patienten schon heraus, dass die Substanz viel besser ist als die Standardtherapie also die bisherige Therapie für dieser Erkrankung dann kann die Studie auch abgebrochen werden. Da gibt es ein Beispiel wieder eine Investigator-Initiated-Study wieder bei der polycythemia vera man hat äh eine relativ gut verträgliche Substanz zur Behandlung der polycythemia Substanz ist schon registriert zur Behandlung der polycythemia aber in einem sehr frühen Stadium untersucht in einem frühen Stadium wo mach normalerweise solche Medikamente noch nicht gibt, sondern nur Aderlässe macht das ist eine Standardprozedur ist bei der polycythemia und Aspirin das wie ich schon erwähnt auch eine Standardprozedur ist bei der polycythemia und da hat man gesehen, dass nicht die geplanten 150 Patienten notwendig waren um den Vorteil dieser neuen Substanz also zusätzlich zum Aderlass und Aspirin ähm zugeben, sondern man hat schon nach 100 Patienten gesehen dass diese Substanzstandard Procedere also der Standardvorgangsweise neu diagnostizierter noch nicht so schwer verlaufender polycythemia überlegen ist und damit hat man die Studie abgeschlossen und das wurde dann veröffentlich und jetzt gibt es eben die Empfehlung diese Substanz möglichst frühzeitig im Krankheitsverlauf der polycythemia vera zugeben, dass gibt es auch ja.
31:04 EV
Hoch interessant äh vielleicht noch eine letzte Frage. Besteht die Möglichkeit, dass man an einer Studie teilnehmen kann die in einem anderen Land durchgeführt wird?
31:18 HG
Äh das ist ein sogenannter Challenge, eine Herausforderung also üblicherweise geht das nicht. Das ist also gelegentlich haben wir auch an unserer Abteilung diese Situation gehabt dass zum Beispiel aus unseren Nachbarländern gekommen ist und Patientin, Patient mit myelofibrose wir machen eine Studie mit einem neuen JAK-2-Inhibitor oder einer sonst sehr wirksamen Therapie bei der myelofibrose ist es möglich dass jemand aus dem Ausland zu uns ins Zentrum kommt und äh diese Studie hier durchgeführt wird also wir haben das eigentlich nie geschafft, dass das möglich war theoretisch ist es möglich im EU-Raum aber praktisch stellt es uns immer vor unendlichen viele Schwierigkeiten, weil das Problem liegt immer im Detail äh zum Beispiel diese Patienten dann, wenn Routine Labor Untersuchungen, Routine Untersuchungen durchgeführt werden müssen, die haben keine Österreichische Krankenkasse, Krankenversicherung müssen diese Patientinnen und Patienten sämtliche Routine Untersuchungen selbst bezahlen. Möglicherweise ist die eine oder andere Untersuchung aufgrund der Studie häufiger notwendig, auch wenn das die Studie diese Untersuchung aber nicht äh unbedingt Weise, verlangt und damit diese Untersuchung im Rahmen der Studie auch nicht äh bezahlt wird aber trotzdem aus Sicherheit der Patientinnen und Patienten ist es gelegentlich notwendig einige zusätzliche Untersuchungen zu machen. Müssten alle selbst bezahlt werden und daran hat es meistens gescheiter also, dass ist eine schwierige Situation.
33:27 EV
Lieber Herr Professor, ich bin ans Ende meiner Fragenstellungen an sie gekommen. Gibt es etwas was sie uns empfehlen?
33:39 HG
Ja, ich würde empfehlen äh also jetzt in naher Zukunft gibt es äh ganz viele neue Medikamente zur Behandlung der myelofibrose in erster Linie, einige neue Medikamente zur Behandlung der polycythemia vera und da einiges auch wenn nicht so viel bei der essentiellen Thrombozythämie. Ich würde sagen, wenn man nicht so ganz das Gefühl hat, optimal äh mit der bisherigen Therapie eingestellt äh zu sein, dass man ein bisschen hellhörig ist, sich umschaut ob irgendwo neue Möglichkeiten der Studienbeteiligungen bestehen und hier wird sich in Zukunft eine große Vielfalt auftun äh man muss sicherlich auch ein bisschen flexibler sein und gelegentlich wenn die eine Studie in dem Zentrum nicht läuft vielleicht auch schauen ob ein anderes Zentrum so eine Studie hat auch mit den Pa.., Behandler ganz offen darüber reden ob das möglich ist neue Substanzen im Rahmen von Studien äh zu teste also hier ist Flexibilität sicherlich äh erforderlich und äh hier kann zunehmend mehr natürlich Selbsthilfegruppe äh assistieren mit Information über die Möglichkeiten, Beteiligung, der Beteiligung am Studien in unterschiedlichen Zentren hier bei uns in Österreich.
35:20 EV
Ich kann mich nur ganz, ganz herzlich bedanken. Ich kann mich bedanken dafür dass sie ihr unglaubliches wissen uns weiter geben, dass wir über sie lernen dürfen wie wir weiter leben und das wir ein normales leben weiter leben haben. Herr Professor viele, vielen Dank.
35:44 HG
Danke für die Einladung und alles Gute an sie alle. Dankeschön